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Der, der aus dem Nichts kam... (2)
von Uwe Helmut Grave
Erstes Gesprächsprotokoll
Zweites Gesprächsprotokoll
Drittes Gesprächsprotokoll
Zweites Gesprächsprotokoll – am selben Tag
Ort: Die gemeinsame Praxis zweier Fachärzte, innerhalb der Klinik.
Gesprächspartner: Doktor Schulz und Doktor Scholz.
Beide sehen sich die Zeichnungen an, diskutieren darüber – bis überraschend
der neue Patient hinzukommt.
„Sehen Sie nur, Herr Kollege, er hat jede Zeichnung mit einer Überschrift
versehen. Start der Amphis. Drei Raumschiffe am Horizont, die von einem
Planeten starten, der über zwei Monde verfügt. So weit, so gut, aber
wer oder was sind Amphis?“
„Hier ist einer abgebildet. Ein Fisch in Uniform? Seltsam, seltsam. Mal
sehen, was für Merkwürdigkeiten er noch zu Papier gebracht hat. Igitt,
eine Riesenmücke! Und was ist das da für ein einbeiniges, zweiarmiges
Etwas mit Fühlern? Fremdwesen mit Superbaß-Stimmlage. Dies
hier nennt er G’Loorn - das kann ich ja kaum aussprechen. Mexxon-Gewürzspinne
vom Planeten Mexxon. Allmählich juckt es mich am ganzen Körper.
Offenbar hat der Patient einen Hang zu absonderlichen Krabbelviechern.“
„Und zu absonderlichen Fortbewegungsmitteln. Ein Teil der Bilder zeigt
verschiedene Raumschiffe: Kugelraumer, Doppelkugelraumer, Sternenschiff, Walzenschiff...“
„Walzenschiff? Ich finde, es sieht aus wie der Innenteil einer Spieluhr.
Und das da ähnelt einem blau angestrichenen Autoreifen.“
„Stimmt. Mit einem Steg in der Mitte würde es sicherlich mehr hermachen.
- Dieses Bild hier zeigt kein Raumschiff. Ich würde sagen, es handelt sich
um einen birnenförmigen Heißluftballon. Aber weshalb nennt er den
Ballon ‚Rakete’?“
„Nicht Rakete, sondern Rateke.“
„Ja, Sie haben recht, Herr Kollege. Ist wohl ein Rechtschreibfehler.“
„Was für ein merkwürdiges Wesen badet dort im See? Der Bursche
scheint von Kopf bis Fuß mit Gold überzogen zu sein. Soll wohl einen
Außerirdischen darstellen, genau wie die hier: Qoorn, Dreed, Worlaner,
Zeittänzerin Haika...
„Die Salter sind vermutlich tot, wenn ich den Grabstein richtig
interpretiere.“
„Eins muß man dem Zeichner lassen: Er ist überaus einfallsreich.
Doch zweifelsohne leidet er unter schwerem Realitätsverlust. Statt zu akzeptieren,
daß es im gesamten Weltall nur eine einzige denk- und lebensfähige
Spezies gibt, nämlich die Menschheit, steigert er sich in wilde Phantasien
hinein – so wie all die verrückten Phantasten, die glauben, eines
Tages würden Menschen den Mond betreten.“
„Ich kann Ihnen nur zustimmen, Doktor Schulz. Seit es den Russen vor ein
paar Monaten gelungen ist, eine bemannte Raumkapsel in die Erdumlaufbahn zu schicken,
ist offenbar auf unserem Planeten das Weltallfieber ausgebrochen. Dabei hat sich
dieser Gagarin gerade mal 108 Minuten im All aufgehalten. Nach seiner Rückkehr
hat die Weltpresse mit Lobeshymnen auf ihn nicht gespart. Als ob es für
die Reporter nichts Wichtigeres zu berichten gäbe.“
„Manche Schreiberlinge sind sich halt für nichts zu schade. Seit einigen
Wochen hängen an den Kiosken Heftromane aus, die das Thema Raumfahrt auf
sträfliche Weise verherrlichen. Der Titelheld heißt Perry Rhodan und...
He, wie kommen Sie hier herein? Und wie sind Sie überhaupt aus der Zelle
herausgekommen?“
„Ich bin ‚Der, der aus dem Nichts kommt’. Geschlossene Türen
sind kein Problem für mich. Keine Sorge, ich störe nicht lange. Darf
ich meine Zeichnungen wieder an mich nehmen?“
„Nur zu, wir hätten sie Ihnen ohnehin zurückgegeben.“
„Vielen Dank, meine Herren, auch für Ihre Gastfreundschaft. Leider
kann ich nicht länger in Ihrem anheimelnden Etablissement verweilen. Ich
muß meinen Weg durch Raum und Zeit fortsetzen – mit einem Sprung
knapp vier Jahre in die Zukunft. Nur ein kleiner Schritt für mich, aber
ein großer Schritt für alle Freunde von guter Science-fiction.“
„Äh, ja, in die Zukunft, natürlich - wohin auch sonst? Wir halten
es allerdings für besser, wenn Sie noch eine Zeitlang bei uns... Nanu? Wo
ist er plötzlich hin? Ist das zu fassen, Herr Kollege? Eben stand er noch
hier im Zimmer, und auf einmal ist er fort, mitsamt seinen Zeichnungen.“
„Seltsam, als ob ihn das Nichts verschluckt hätte.“
Drittes
Gesprächsprotokoll
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