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thema Intervallfeld
Gedanken über das Intervall
von Hajo F. Breuer
Ich gebe es offen zu, das Ren Dhark-Forum ist für mich
immer wieder eine Quelle der Inspiration. So gab auch ein Beitrag in
dem Forum, der sich mit der Einsetzbarkeit von Wuchtkanonen gegen Intervallfelder
befaßte, den Anstoß zu dieser Glosse.
SF-Autoren brauchen nicht nur eine blühende Phantasie, sie müssen
auch ein gewisses Maß an technischer Bildung haben, wenn sie Zukunftsabenteuer
beschreiben. Dazu braucht man kein Naturwissenschaftler oder Ingenieur zu sein – es
reicht, wenn man ein etwas tiefergehendes Interesse an technischen Themen hat.
Es wird kolportiert, daß die NASA ein Büro gehabt haben soll (und
vielleicht sogar noch hat), das die technischen Ideen aus SF-Romanen auf ihre
reale Umsetzbarkeit hin überprüft(e). Offenbar ist vieles von dem,
was sich SF-Autoren ausdenken, gar nicht so abwegig.
Kurt Brand, der geistige Vater von Ren Dhark, nahm in gewisser Weise
sogar eine Sonderstellung ein, war er doch der einzige SF-Autor, der am Start
von echten Raketen ins Weltall mitgewirkt hat. Im letzten Weltkrieg war Brand
in Peenemünde stationiert und half dabei, Raketen des Typs A4 zu starten.
Besser bekannt wurden sie als V2.
Für seine genialste Schöpfung, den Ringraumer POINT OF ersann Kurt
Brand das Intervallfeld. Es hüllt das Schiff in seinen eigenen Mikrokosmos
und erlaubt ihm, sich so relativ zum Normaluniversum mit Überlichtgeschwindigkeit
zu bewegen. Und mehr noch: Da ein von einem Intervallfeld umgebenes Schiff
in unserem Universum quasi nicht mehr existiert, kann es feste Materie und
sogar Planeten durchfliegen.
So ein Schiff dürfte eigentlich von keiner Waffe mehr verwundbar sein – und
ist es doch. Ein logischer Fehler? Keineswegs.
Denn das Intervallfeld ist nach wie vor in unser Normaluniversum eingebettet.
Es umgibt das Schiff und schirmt es vom Universum ab, versetzt es aber nicht
in eine andere Dimension, etwa in den Hyperraum. Im Schutz eines Intervallfeldes
ist sowohl unter- als auch überlichtschneller Flug möglich. Für
die Fortbewegung sorgt der Brennkreis des Antriebs, der sich bei Überlichtgeschwindigkeit
zum Brennpunkt verkleinert. Daß eine gewisse Interaktion mit dem Normalraum
stattfindet, merkt man daran, daß der Brennkreis Zerstörungen hinterläßt,
wenn das Raumschiff im Schutz seines Intervallums feste Materie durchfliegt.
Und so wie die POINT OF aus dem Schutz ihres Intervallfeldes heraus auf andere
Raumschiffe schießen kann, können diese auch auf die POINT OF feuern.
Kampfstrahlen gehen dabei theoretisch durch das Intervallfeld hindurch. Da
das Feld aber immer noch einen gewissen Kontakt zum Normalraum hat, kommt es
zu Rückkopplungseffekten, die irgendwann die Kapazität des Intervallfeldes überfordern
und es zusammenbrechen lassen.
Nun mag man allerdings einwenden, das sei ja alles schön und gut, wenn
Energiewaffen eingesetzt würden, das Geschoß einer Wuchtkanone hingegen
sei feste Materie und müsse das Intervallfeld problemlos durchfliegen.
Im Prinzip ist das richtig. Und doch liegt hier ein Denkfehler vor.
Zum einen scheint das Intervallfeld auch beim Durchfliegen von Materie an Grenzen
zu stoßen, denn eine Sonne zum Beispiel wurde noch von keinem Ringraumer
durchquert (eine Rolle dürfte hier spielen, daß zu der gewaltigen
Sonnenmasse noch ungeheure Energiemengen hinzukommen). Zum anderen setzt auch
eine Wuchtkanone Energie frei.
Diese Waffe besteht aus zwei Hauptkomponenten: einem röhrenförmigen
Feld von maximal einer Lichtsekunde Länge, in dessen Innerem die Wirkung
von Masse aufgehoben ist, und einem Linearbeschleuniger, der Kugeln aus massivem
Tofirit mittels einfacher elektromagnetischer Kraft auf Lichtgeschwindigkeit
beschleunigt. Das ist nur möglich, weil das Röhrenfeld die Masse
der Kugel, die bei nur 5 cm Durchmesser über 20 Tonnen beträgt, auf
Null reduziert.
Nun ist aber das Röhrenfeld ein energetisch höchst fragiles Gebilde:
sobald es auf ein anderes Energiefeld trifft – seien es nun ein Schutzschirm
oder auch nur die minimalen Rückkopplungseffekte eines Intervallfeldes
mit dem Normaluniversum – bricht das Röhrenfeld zusammen, und die
Masse der Tofiritkugel wird nicht länger neutralisiert. Die aber ist lichtschnell,
obwohl eine lichtschnelle Fortbewegung von Masse im Normalraum nicht möglich
ist. Folgerichtig wird die gesamte Masse der Kugel (mehr als 20 Tonnen) schlagartig
in Energie umgewandelt. Das ist ein gewaltiger Energiestoß, der selbst
ein Intervallfeld in Bedrängnis bringen kann.
Man sieht also: Intervallfelder sind wirklich eine tolle Sache. Nur unverwundbar
sind sie nicht.
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