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thema Tel-Rebellen
Rebellen der Tel
von Hajo F. Breuer
Irgendwie scheint es fast so etwas wie ein Gesetz in der Welt der Science-fiction
zu sein: Fremdvölker, auf die menschliche Raumfahrer draußen
im All treffen, erscheinen fast immer als homogener Block. Sie haben eine
planetenweite Regierung oder gar ein Reich, das eine mehr oder wenige große
Zahl von Kolonialwelten im All umfaßt - und alle werden von einer
einzigen Regierung vertreten. Auch Rassenkonflikte innerhalb fremder Völker
scheinen als Thema für die SF tabu zu sei.
Der Grund dafür dürfte einfach sein: Auch wenn die Science-fiction
von Spannung und Abenteuer lebt, von Konflikten und Kriegen, so soll sie doch
auch eine Zukunft zeigen, wie wir sie uns selbst erträumen. Die Konflikte,
die die Handlung tragen, werden auf die Begegnung mit anderen Völkern verlagert
und somit letztlich ins Irreale. Die Menschheit aber erscheint uns geeint, und
damit die böse Realität sich nicht zu sehr in den kosmischen Gegenspielern
widerspiegelt, sind die natürlich ebenso homogen wie die Menschheit der
Zukunft. Die Rolle, die Indianer, Araber, Türken oder Chinesen bei Karl
May spielten, werden in der SF von Fremdvölkern besetzt.
Realistisch ist das nicht. Denn so wie es den Indianer oder den Araber
nicht gibt, so kann es auch nicht den Tel oder Nogk oder sonstwen geben.
Die unreflektierte Darstellung von Fremdvölkern scheint mir ein Erbe der
50erjahre-SF zu sein, maßgeblich in den USA geprägt. Viele böse
Aliens aus dem All scheinen eine verfremdete Abbildung der realen amerikanischen
Gegner aus dem Kalten Krieg zu sein.
Doch mittlerweile hat ein Prozeß eingesetzt, der eine Abkehr von den alten
Denkmustern ermöglicht. Die Menschheit scheint nicht wirklich an einer planetenweiten
Einigung interessiert zu sein. Eher das Gegenteil ist der Fall: Während
es am Anfang des vergangenen Jahrhunderts weltweit rund 50 Nationalstaaten auf
der Erde gab, waren es an seinem Ende zirka 200. Offenbar steigt mit dem Niveau
der Bildung auch der Wunsch nach staatlicher Diversifizierung.
In diesem Licht betrachtet, erscheinen "einheitliche" Fremdvölker im All
doch sehr utopisch.
Zumindest bei humanoiden Rassen, die uns vom Grundprinzip her recht ähnlich
sind, sollte man davon ausgehen, daß eine Regierung immer nur eine, höchstens
einige wenige der vielfältigen aktuellen politischen Strömungen repräsentieren
kann. Auch auf der Erde sieht sich die Regierung Dhark mit höchst unterschiedlichen
und teilweise sehr regional geprägten Interessen und Konflikten konfrontiert.
Da wäre es mehr als nur fahrlässig, nach dem Friedensvertrag mit der
Tel-Regierung tatsächlich auf Frieden zu hoffen. Daß mächtige
Kräfte innerhalb der Tel mit der Regierungspolitik nicht einverstanden sind
und Terra, das für sie ein anmaßender Emporkömmling ist, am liebsten
aus dem Weltall pusten würden, zeigte schon der Angriff der großen
Rebellenflotte im Februar 2058. Doch selbst nach ihrer vernichtenden Niederlage
sind die Rebellen nur scheinbar besiegt.
Sie haben nicht mehr die Kraft, offen gegen den Vank zu rebellieren, doch für
verdeckte Aktionen sind sie nach wie vor mehr als nur stark genug. In einem Imperium
mit mehr als 13 000 bewohnten Planeten gibt es unzählige Verstecke, Basen
und Rückzugsmöglichkeiten für Gegner der Regierung. Das Telin-Imperium
ist einfach zu groß, um alle von ihm beanspruchten Welten lückenlos
zu kontrollieren.
So gelang es den Tel-Rebellen auf einem verborgenen Stützpunkt, die verhängnisvolle
Sensoriumstechnologie zu entwickeln, die gefährlicher ist als jede bisher
bekannte Droge. Und gemäß ihrer Doktrin verbreiteten sie das Sensorium
nicht nur im Telin-Imperium, sondern auch auf Terra. Warum aber wollten sie den
gekaperten Kampfraumer DRAKHON ausgerechnet dazu einsetzen, um Terra, die Zentralwelt
der Menschheit, zu vernichten? Müßte ein solches Ziel nicht aufgeschoben
werden, bis die Rebellen die Macht auf Cromar erobert haben? Die Antwort lautet
nein. Zum einen war die Gelegenheit, die die Eroberung der DRAKHON bot, einfach
zu günstig. Zum anderen hätte die Menschheit die Vernichtung ihres
Zentralplaneten sicher nicht kampflos hingenommen und Telin den Krieg erklärt.
In den Wirren einer solchen Auseinandersetzung wäre es für die rebellischen
Tel viel einfacher, die Macht im Imperium zu übernehmen.
Die von Henner Trawisheim geführte terranische Regierung muß also
nicht nur alles unternehmen, um gegen Terra gerichtete Aktionen der Tel-Rebellen
abzuwehren. Sie muß zusätzlich alles Menschenmögliche tun, um
sich nicht in einen Krieg gegen das Telin-Imperium hineinziehen zu lassen. |