Ren Dhark
     
Hubert Haensel
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Abschied von guten Freunden
Interview mit Hubert Haensel (2)

Erster TeilZweiter Teil


Wie kam es eigentlich zu den
Abenteurern?

Wie ich schon sagte, ich kann vermutlich nicht mehr ohne das prickelnde Gefühl sein, fremde Welten auf Papier zu bannen und damit "erfahrbar" zu machen. Nach dem Ende der Seewölfe hätte ich mich eigentlich ausruhen können, wäre da nicht schon lange mein Traum gewesen, einmal eine eigene Serie zu schreiben.
Die Grundidee zu den Abenteurern entstand aus mehreren kleinen Anstößen heraus - aus einer Landkarte, die immer noch relativ unerforschte Regionen auf der Erde auswies (mich reizte es natürlich herauszufinden, was dort ist), aus den Indiana Jones-Filmen und meinem Interesse an Archäologie und Abenteuer. Der Rest ist inzwischen Geschichte; ich wollte Manfred Wegener, den ich von den Seewölfen kannte und mit dem ich sehr frühzeitig über meine Ideen gesprochen hatte, an den Abenteurern teilhaben lassen, doch leider konnte er nie einen Beitrag verwirklichen.

Hat die Einstellung der Abenteurer Sie noch mehr berührt als das Aus für Mythor und Atlan , weil es viel mehr "Ihre" Serie war?

Ich glaube nicht, zumal ich nie die Hoffnung aufgegeben habe, die Abenteurer könnten eine Wiedergeburt erleben, was ja seit einiger Zeit im Taschenbuch der Fall ist.
Berührt hat mich die Einstellung jeder Serie, für die ich mehr als nur zwei oder drei Romane geschrieben habe. Es ist eben so, daß man nicht nur als Leser, sondern viel mehr noch als Autor mit den Figuren, denen man Leben einhaucht, lebt, liebt und leidet, und ihr Dahinscheiden nach langer Zeit läßt jedesmal eine Leere zurück. Das ist, als hätte man einen guten Freund verloren, mit dem man gute und schlechte Zeiten teilte.

Sie lesen Perry Rhodan schon sehr lange. Ist es für Sie etwas Besonderes, gerade diese - die größte - SF-Serie mitgestalten zu können?

Ich lese Perry Rhodan, mit einigen beruflich bedingten Unterbrechungen, seit den ersten Romanen des MdI-Zyklus'. Mit der Aufnahme ins Autorenteam hat sich für mich ein zweiter Traum erfüllt, gewissermaßen ein Jugendtraum. Ich bedauere nur, daß mein Vater das nicht mehr erleben durfte, dem ich schon im Alter von ungefähr acht Jahren über die damaligen Leihbücher meine Liebe zur SF verdanke und der Perry Rhodan ebenso wie Ren Dhark bis zu seinem Tod gelesen hat, überwiegend sogar zweimal.

Sie sind ein Autor mit langjähriger Serienerfahrung. War der Einstieg bei Perry Rhodan für Sie schwieriger - oder gar leichter - als bei Atlan oder Mythor?

Die Datenfülle macht es schwieriger, zumal die eingefleischten Fans jeden noch so kleinen Fehler aufspüren. Aber es ist eben doch ein Unterschied, ob man nur liest und sich voll darauf konzentrieren kann, oder ob man beim Schreiben noch unzählige andere Dinge ebenfalls beachten muß.
Mythor war damals eine neu aus der Taufe gehobene Serie mit wenig Datenmaterial, und der Atlantis-Zyklus der Atlan-Serie war bei meinem Einstieg ungefähr 100 Bände alt.

Ihr Part in Buch 8, erschienen 1997, war Ihr erster Auftritt bei Ren Dhark. Kam das Angebot, an diesem Buch mitzuschreiben für Sie überraschend? War Ihnen die Buchausgabe bekannt, oder kannten Sie Ren Dhark nur als "alte" Heftserie aus den Sechzigern?

Sie werden lachen, ich bin seit jeher nicht nur begeisterter Leser, sondern auch eifriger Sammler; in meinem Arbeitszimmer hat längst nur noch eine "Grundausstattung" Platz, alles andere wandert leider sauber in Kartons verpackt auf den Dachboden. Ren Dhark kenne ich also schon von der Erstauflage her, die ich seinerzeit übrigens neben Perry Rhodan eifrig verschlang. Ich besitze auch die Taschenbücher, die im Anschluß an die Erstauflage bei KELTER erschienen. Die Zweitauflage, die ich mir ebenfalls zugelegt habe, fristet ihr Dasein in den erwähnten Kartons - ich hatte sie in der Hoffnung gekauft, die Serie würde fortgeführt werden. Die dritte Auflage besitze ich folglich nicht, aber als ich von der Buchausgabe hörte, habe ich diese sofort abonniert.
Allerdings kam für mich das Angebot, selbst bei Ren Dhark mitzuschreiben, schon sehr überraschend. Eine verlockende Aufgabe war es ebenfalls. Nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, daß ich meinen Part für das achte Buch überwiegend während eines Urlaubs in Südtirol geschrieben habe, nicht allzuweit vom letzten Wohnort Kurt Brands entfernt.

Sie werden den dritten Ren Dhark-Sonderband schreiben. Können Sie unseren Lesern ein paar Andeutungen machen, oder gehören Sie zu den Autoren, die nur ungern über "ungelegte Eier" sprechen?

"Ungelegt" trifft den Nagel auf den Kopf (lacht). Wie schon erwähnt, ich bin hauptberuflich Bankkaufmann, und wer wie ich seit dreißig Jahren ans Bankgeheimnis gewöhnt ist, der kriegt den Mund einfach nicht auf. Mein Rat: Abwarten bis ca. Ende Januar 1999 und den Sonderband lesen.
Ein kleiner Tip: Hauptperson des Sonderbands ist eine Figur, die rein zufällig so heißt wie eines meiner Pseudonyme, und das ist der Mädchenname meiner Großmutter mütterlicherseits. So schließt sich wieder ein Beinahe-Paradoxon.

Sie springen sozusagen zwischen dem Universum der Paratronschirme und dem der Intervallfelder hin und her. Empfinden Sie das als schwierig, und wie unterschiedlich sind für Sie die beiden Serien?

Man fühlt sich als Wanderer zwischen den Universen - das ist doch gigantisch. Solange Ren Dhark nicht mit einem "Serun" durch die Gegend läuft und Chris Shantons Robothund nicht mit einem "Okrill" verwechselt wird, und solange Perry Rhodans neues Raumschiff in der Form eines abgelösten Ringwulstes nicht mit Hilfe von Intervallfeldern ungehindert in Shabazzas SOL einfliegt, dürfte es eigentlich keine Probleme geben. Andernfalls bekommt wohl mindestens ein Redakteur fürchterlich viele graue Haare, aber das will ich nicht verantworten.

Zur Zeit sind Sie sogar an drei Serien beteiligt. Sie schreiben ja aktuell an der Atlan-Miniserie, dem Traversan-Zyklus, mit...

Band 1 erschien am 13. Oktober - zweifellos ein Glückstag -, es wird zwölf Bände geben, und ich habe meinen Part mit zwei Romanen inzwischen absolviert. Es ist also nicht so, daß ich wirklich gleichzeitig an drei Serien schreibe, es bleibt genügend Raum, mich gedanklich auf ein neues Thema einzustellen.

Für Autoren sind die Grenzen zwischen den Heftromanen und Serien auf der einen und dem Hardcoverbereich auf der anderen Seite durchlässiger geworden. Ehemalige Heftautoren wie Hanns Kneifel und Thomas Mielke feiern große Erfolge bei renommierten Hardcoververlagen, und ein erfolgreicher Buchautor wie Andreas Eschbach schreibt aus Spaß einen Perry Rhodan-Heftroman. Können Sie sich vorstellen, einmal einen "großen Roman" zu schreiben?

Damit wären wir bei Traum Nummer drei, auch seinetwegen habe ich die Luft in verschiedenen Genres geschnuppert. Ich kann mir das vorstellen, und wenn es meine Leser ebenfalls können, wären wir schon einen Schritt weiter. Ohnehin habe ich nie verstanden, weshalb ein Heftroman-Autor keinen dicken Wälzer schreiben darf oder umgekehrt. Beides sollte den Leser gut und spannend unterhalten, der Unterschied liegt im Preis und im Umfang, und letzterer erfordert eine andere Konzeption und Dramaturgie, aber das Handwerkszeug, die deutsche Sprache, muß identisch sein.
Ich wünsche mir, daß an deutschen Schulen wieder mehr das Lesen an sich vermittelt wird, denn nur das formt die eigene Phantasie. Es mag bequem sein, sich von Filmen berieseln zu lassen, aber solcherart vorgekaute Nahrung führt auf Dauer zur Unfähigkeit, tiefgreifende Gefühle zu entwickeln und sich wirklich in Menschen und Situationen hineinzuversetzen.

Herr Haensel, vielen Dank für das Gespräch.

Ich bedanke mich für Ihr Interesse. Gleichzeitig wünsche ich unseren Lesern weiterhin viel Vergnügen mit Perry Rhodan und Ren Dhark und dabei erholsame Stunden, die den täglichen Streß wenigstens für kurze Zeit vergessen lassen.

Das Gespräch führten Harald Junker und Gerd Rottenecker.
 
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