Ren Dhark
     

Hajo F. Breuer

Hajo F. Breuer

Home
Einstieg
Classic-Zyklus
Drakhon-Zyklus
Bitwar-Zyklus
Weg ins Weltall
Subserien
Lesereihenfolge
Background
Leser



Autoren privat
„Ich bin nur ein armer Schriftsteller!“

Hajo F. Breuer und die Millionäre
September 2006

Was haben Hajo F. Breuer und J. R. Ewing aus der Fernsehserie Dallas gemeinsam? Richtig! Beider Namen enthalten Kürzel. Daß J. R. für John Ross steht, weiß jeder gestandene Dallas-Fan. Was aber das F. in Breuers Namen bedeutet, ist ein noch größeres Geheimnis als die Namen der „edlen Spender“, die einen gewissen deutschen Bundeskanzler für seine Politik bezahlt haben. Breuer ist absolut unbestechlich. Obwohl er „Spendengelder“ sicherlich gut gebrauchen könnte, wie seine Antwort auf meine Frage zu seinen Reisegewohnheiten zeigt: „Am liebsten wäre ich ununterbrochen auf Achse. Das Problem mit dem Reisen sind die hohen Kosten. Schließlich bin ich von Beruf nur ein armer Schriftsteller und muß somit die meiste Zeit des Jahres arbeiten, bevor ich mir den nächsten Urlaub leisten kann.“
Als Hajo und ich anno 1983 erstmalig zueinander Kontakt aufnahmen, wäre mir die Bezeichnung Schriftsteller im Zusammenhang mit seiner Person nie in den Sinn gekommen. Ich kannte bereits einige seiner Arbeiten und sah in ihm „nur“ den Comictexter. Zwar eilte ihm in dieser Branche sein guter Ruf voraus, aber ein „richtiger Autor“ war er damals in meinen Augen nicht. Erst im Lauf der Jahre erschloß sich mir die Vielfalt seiner schriftstellerischen, journalistischen und redaktionellen Tätigkeiten. Er redete am Telefon nämlich nur recht wenig über zurückliegende Erfolge oder Mißerfolge. Statt seine Gedanken an bereits erledigte Projekte zu verschwenden, schmiedete er lieber fortwährend frische Pläne. Dabei legte er so viel Schwung und Begeisterung an den Tag, daß es ihm immer wieder gelang, mich anzustecken und für die gewagtesten Ideen zu gewinnen. Selbst wenn mal was schiefging, schaffte er es irgendwie aufs neue, mich für seinen nächsten Einfall zu begeistern; manchmal sprang sogar ein guter geschäftlicher Ratschlag dabei heraus. Und das Erstaunlichste daran: Wir kommunizierten circa eineinhalb Jahrzehnte lang lediglich telefonisch miteinander. Erst zu Beginn der engen Zusammenarbeit am Projekt Ren Dhark lernten wir uns persönlich kennen – und er sah ganz anders aus, als ich ihn mir immer vorgestellt hatte.
Seine Begeisterungsfähigkeit blieb ihm bis heute erhalten, und sie beschränkt sich nicht nur aufs Berufliche. Wenn Hajo von seiner Frau Heike spricht, merkt man ihm an, daß sie das Beste ist, was ihm jemals im Leben passieren konnte. Im September nächsten Jahres feiern sie Silberhochzeit.
Seine beiden Hunde bezeichnet er wie selbstverständlich als Familienmitglieder. Baldur ist eine Deutsche Dogge mit dem Killerinstinkt eines Kampfschmusers, und bei dem dackelähnlichen Brauni handelt es sich laut Hajo um einen reinrassigen Kannso – er kann so sein oder kann so sein. Brauni kam über eine TV-Sendung („Tiere suchen ein Zuhause“) zu den Breuers. Als im Fernsehen darüber berichtet wurde, wie gut sich das einstmals stark geschwächte Tier inzwischen erholt hatte, plazierte Hajo unauffällig, aber deutlich sichtbar ein Modell der POINT OF und eine Ren Dhark-Figur vor den Kameras.
Hajo F. Breuer spielt allerdings nicht ausschließlich mit Modellraumschiffen und Serienfiguren – er liebt auch größere Spielzeuge: Autos, vorzugsweise schnelle. „Ab und zu bin ich auf der Nordschleife des Nürburgrings unterwegs“, erzählt er mir, „und als großer Fan der NASCAR-Serie habe ich natürlich auch schon Rennen live gesehen. Das ist Motorsport pur! Die Formel 1 ist dagegen so langweilig wie das Nachtprogramm der ARD.“ Logisch, daß ein Mann wie er keine Briefmarken sammelt, sondern Autos aller Art. Zwar nennt er keinen Riesenwagenpark sein eigen, aber „eine Handvoll“ (Originalzahlenangabe von ihm selbst) Fahrzeuge besitzt er schon, alle zugelassen und jederzeit fahrbereit. „Ich habe eine recht große Comicsammlung. Und Bücher, die ich einmal gelesen habe, gebe ich nie mehr her. Mit Autos halte ich es seit ein paar Jahren genauso.“ Tja, dagegen kommt J. R. Ewing mit seiner läppischen Sammlung von Hüten nicht an.
Womit wir wieder bei Dallas angelangt wären. Hajo nennt sie seine Lieblingsserie Nummer eins – und zwar mit weitem Abstand, gefolgt von Desperate Housewives und Gilmore Girls. Was ihm an den letzteren beiden Sendungen am besten gefällt, kann sich jeder Mann denken. Aber woher kommt diese Vorliebe für die bereits leicht angestaubte Millionärsserie? Träumt er vielleicht heimlich davon, eines Tages selbst in einer Prachtvilla zu leben, umschlungen von Millionen? „Wer nicht?“ stellt mir der bekennende Kapitalist Breuer mit einem Augenzwinkern die Gegenfrage. „Doch eigentlich bin ich recht zufrieden mit meinem bescheidenen Reihenhaus in Giesenkirchen – es ist klein, aber mein.“
Viele kreativ arbeitende Menschen richten sich ihre Arbeitsplätze daheim ein. Schließlich weiß man ja nie, ob einen nicht plötzlich mitten in der Nacht eine der neun Musen küßt – dann ist es wenig hilfreich, erst kilometerweit bis zu seinem Büro fahren zu müssen. Hajo F. Breuer verfügt daher zu Hause über zwei Arbeitszimmer mit unterschiedlichen Computern, die er für unterschiedliche Dinge nutzt. Außerdem hält er sich oft zwecks Recherchen in seinem zum Archiv ausgebauten Dachgeschoß auf. Dadurch könnte leicht der Eindruck entstehen, er sei ein unermüdliches Arbeitstier, doch da ihm seine Freizeit mindestens ebenso wichtig ist wie sein Beruf, bemüht er sich um eine halbwegs geregelte Arbeitszeit von morgens neun Uhr bis abends achtzehn Uhr. Und falls er doch mal länger arbeiten muß, trägt er es sicherlich mit Fassung, denn als ich mich nach seinen Hobbys erkundige, antwortet er mir spontan: „Mein Beruf natürlich, unmittelbar gefolgt von meinen Hunden. Ich liebe es, mit ihnen in der Feldmark spazierenzugehen, das ist ein herrlicher gesundheitlicher Ausgleich zum Autofahren.“
Oha! Als passionierter Fußgänger und Wanderer hatte ich gehofft, das Autothema sei bereits abgehakt. Um davon abzulenken, stelle ich Hajo rasch die nächste Frage. Ich möchte wissen, ob er irgendwelchen Vereinsaktivitäten nachgeht. „Ich bin in einem Auto-Markenclub“, lautet die unvermeidliche Antwort. „Es ist immer wieder schön, im Kreise Gleichgesinnter die Gegend sicherer zu machen, indem man die Griffigkeit der schlechten deutschen Straßen durch eine dicke Schicht Gummiabrieb verbessert.“ Schnell eine Frage hinterhergesetzt: „Was für Menschen magst du?“ – „Um jemanden zu mögen, muß ich ihm trauen können, deshalb ist für mich Ehrlichkeit ganz wichtig. Außerdem mag ich noch Salma Hayek, Mary Crosby und Nicolette Sheridan, schließlich bin ich auch nur ein Mann. Fast hätte ich es vergessen: Mir gefallen Menschen mit Spleen, vorzugsweise für Autos.“ – „Und was für Menschen magst du nicht?“ – „Ist doch logisch: unehrliche Menschen. Und faule Menschen. Besonders schlimm finde ich unehrliche Faule. Deswegen gibt es auch so wenige Politiker, die ich mag, gleich welcher Partei sie angehören. Apropos Politik: Vor ein paar Jahren hat mir mal ein Obergrüner aus der Nachbarschaft meine Leidenschaft für schnelle Wagen vorgehalten. Ich entgegnete, daß ich rein aus sozialer Verantwortung heraus grundsätzlich nur Autos kaufe, die mindestens fünfzehn Liter Sprit auf 100 Kilometer verbrauchen. Da Benzin immens hoch versteuert wird, trage ich auf diese Weise zur Sanierung des maroden Staatshaushalts bei. Mein Gesprächpartner trumpfte auf und meinte, in diesem Fall müsse ich ja ein Befürworter der Grünen-Forderung nach einer drastischen Erhöhung der Spritpreise sein. Ich nickte und sagte: ‚Und ob. Wenn das Benzin teurer wird, verschwinden endlich die ganzen Hausfrauen, Studenten und Rentner von der Straße; dann habe ich mehr Platz und kann ordentlich Gas geben.’ Dieser humorlose Mensch redete wochenlang kein Wort mehr mit mir. So was habe ich gerne! Undurchdachte Forderungen stellen und sich ärgern, wenn einem die Folgen jener Forderungen vor Augen geführt werden.“
Nach diesem kleinen Vortrag beantwortet sich meine nächste Frage quasi von selbst. Was bringt Hajo Breuer zum Lachen? „Bösartiger englischer Humor. Ach ja, und Upps – Die Pannenshow.“ Was sonst?
Da wir über seine Lieblingsfernsehserien bereits gesprochen haben, befrage ich ihn nunmehr zu seinen  literarischen und musikalischen Vorlieben. Derzeit liest er „XS All Areas“ von Francis Rossi und Rick Parfitt. „Treason“ von Ann Coulter hat er sich schon bereitgelegt. „Status Quo“ wäre zwar ein guter Titel für ein Science Fiction-Epos, doch so heißt seit 35 Jahren Hajos Leib- und Magenkapelle. Er steht nun mal auf handgemachte Musik, bei der die Post abgeht, auf Boogie-Rock vom Feinsten. „Mit Elektronik, Techno oder Rap kannst du mich jagen!“ (Gut, zu wissen.) Da ich selbst ein großer Opernfan bin, spreche ich ihn auch auf Klassik an. Hajo macht ein entsetztes Gesicht. „Ich ließ mich einmal gegen meine Überzeugung in ‚Der fliegende Holländer’ verschleppen. Was mich am meisten an dieser Oper störte: Die haben laufend gesungen! Und das auch noch so schlecht, daß es praktisch unmöglich war, den Text zu verstehen. In einer Szene sang ein mäßig dicker Mann eine furchtbar dicke Frau an – und ausgerechnet da habe ich einen Satz deutlich verstanden: ‚Du schlanke Tanne!’ Für diese Lüge wird er dereinst in der Hölle schmoren.“
Diese körperumfangreiche Story über kulturelle Genüsse führt direkt zu meiner letzten Frage: Wie hält es der Ren Dhark-Herausgeber Hajo F. Breuer mit den kulinarischen Genüssen? Ist sein Abendmahl das eines Bettlers, sein Mittagessen das eines Königs und sein Frühstück das eines Dallas-Millionärs?
„Ich esse alles, was mir schmeckt, und mir schmeckt fast alles, leider. Die Tage, da ich ein ranker, schlanker Jüngling ohne ein Gramm Fett am Leib war, sind für immer vorbei. Und was den Millionär angeht: Da ich nur ein armer Schriftsteller bin, bin ich gezwungen, meine Frau arbeiten zu schicken; deshalb wird unter der Woche nur wenig gekocht, obwohl Heike eine erstklassige Köchin ist. Ich bin ein wahrer Meister am Grill – und somit der Dumme bei unseren jährlichen Nachbarschaftsfesten. Dann darf ich jedesmal die anderen bis Mitternacht bekochen, bebraten, bebruzzeln...
Ansonsten speisen wir meistens auswärts. Theoretisch könnten wir viel häufiger in Urlaub fahren, würden wir nicht so viel Geld in guten Restaurants lassen. Andererseits hätten wir ohne diese Schwäche nicht das „Los Morenos“ kennengelernt, das im realen Leben mindestens so gut ist wie in der Ren Dhark-Serie. Politprominenz verkehrt dort zwar keine, und auch nach dem Commander der POINT OF hält man vergebens Ausschau – aber immerhin trifft man da schon mal einen Bundesligaspieler oder auch Heinz-Harald Frentzen.“
Im Verlauf unserer fast 24 Jahre andauernden Zusammenarbeit, die sich mittlerweile zur Freundschaft entwickelt hat, haben Hajo F. Breuer und ich eins festgestellt: Viele Gemeinsamkeiten haben wir weiß Gott nicht. Unsere gemeinsame Vorliebe für gute Speiselokale bildet die Ausnahme. Aber: Warum bin ich ein Dicker und er nicht? Dieses Rätsel werde ich wohl nie lösen – genau wie die Sache mit dem F.

Freude am Lesen!
U.H.G.

 
www.ren-dhark.de
Kontakt & Impressum