Ren Dhark

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Die REN DHARK-Autorenkonferenz 2019

Ein Insider-Bericht von Manfred Weinland
 

Mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre schließen sich die Macher der in den 1960ern von Kurt Brand erdachten SF-Saga für drei Tage ein, um einen Ideenpool zu bilden, aus dem sich die Handlung der Bände bis zur nächsten Klausurtagung herauskristallisiert.
Ein Bonner Hotel – ein geheimer, via Intervallfeld abgeschirmter Teil davon – verwandelte sich für ein Wochenende im Mai in so etwas wie den Leitstand der POINT OF, in dem der »Stellvertretende Commander« Ben B. Black zusammen mit seinem engsten Stab – Nina Morawietz, Jan Gardemann und Manfred Weinland – den Checkmaster mit Ideen fütterte, die dieser dramaturgisch aufbereitete, um am Ende ein mit Raumschlachten und Sense of Wonder gespicktes Szenario auszuspucken, von dem die Beteiligten überzeugt sind, die vielen treuen Leser damit auf eine Reise voller Überraschungen und neuer Einblicke in den Serienkosmos mitnehmen zu können.
Für mich persönlich, den »Heimkehrer«, war es jedenfalls erfrischend und inspirierend, das Kollektiv hinter der Serie erstens persönlich kennenzulernen und ihm zweitens wieder selbst anzugehören. Nicht weniger hat es mich gefreut, nach langer Zeit auch dem »Commander der Planeten« selbst – Verleger Hansjoachim Bernt – wieder die Hand zu schütteln, Erinnerungen mit ihm auszutauschen und über Gegenwärtiges wie Kommendes zu plaudern.
Begonnen hat meine persönliche REN DHARK-Reise ja schon Anfang der 90er Jahre, als der Verleger Hansjoachim Bernt mir die Bearbeitung der Heftromane anbot, deren Rechte er erworben hatte und die er als schmuckes Hardcover neu herausbringen wollte. Dafür sollten immer 4-6 Romane zusammengefasst, überarbeitet und mit zunächst drei Büchern pro Jahr herausgebracht werden. Was daraus wurde, vor allem unter der Ägide von Hajo F. Breuer, der – von Kurt Brand abgesehen – mit seiner Disziplin und Ideenvielfalt das eigentliche Fundament für den bis heute anhaltenden Erfolg der Buchserie legte, kann jeder sehen, der sich ein wenig mit den Abenteuern unseres weizenblonden Commanders auseinandersetzt. Gerade habe ich Einzelexposé 435 von Weg ins Weltall in Romanform gebracht – und das ist nur einer von vielen Zyklen und Ablegern, die der Originalheftserie inzwischen folgten. Ich bin sicher, der Serienschöpfer Brand käme aus Stolz, Staunen und Begeisterung gar nicht mehr heraus, wenn er das alles noch miterleben könnte. Aber wer weiß – es soll ja mehr Dinge zwischen Himmel und Himmel geben, als …
Andere Baustelle. Zurück zum Konferenzwochenende. Nostalgie ist ja gut und schön, aber sie sollte nie den Blick für die Gegenwart und Künftiges verstellen.
Dass ich für meine Anreise das Verkehrsmittel Deutsche Bahn wählte, hatte Gründe, und prinzipiell bereuen musste ich meine Entscheidung nicht, auch wenn es zum Ende hin mit dem Umsteigen ein bisschen hektisch wurde. Immerhin konnte ich, anders als während einer Autofahrt, im Abteil den Schluss meines gerade anstehenden Romanteils für Weg ins Weltall Band 85 fertigschreiben – und das unter doch etwas erschwerten Bedingungen, war doch ziemlich zu Beginn meiner Reise ein grölender und krakeelender Kegelverein – so was in der Art jedenfalls – zugestiegen, der mich tatsächlich bis zu meiner Ankunft in Bonn begleiten sollte. Nette Kerle, die das Abteil erst mal mit mehreren Steigen Dosenbier pflasterten und mit Gesängen beschallten, die jedem Fußballstadion zur Ehre gereicht hätten, vor allem die Lautstärke betreffend.
Egal, ich hab’s durchgezogen und mich nicht vom Tippen abbringen lassen, auch wenn ich mir kritische Blicke und Fragen ob meines gar ungewöhnlichen Tuns einhandelte. Das freundlichst angebotene Bier lehnte ich ebenso freundlich ab, ich wollte ja nicht bei meiner ersten RD-Konferenz seit 15 Jahren mit Schlagseite ankommen.
Vom Hauptbahnhof leistete ich mir ein Taxi zum Hotel, weil ich Busse prinzipiell entweder nicht finde (den richtigen zumindest nicht) oder knapp verpasse. So lernte ich den nach eigener Aussage »einzigen italienischstämmigen Taxifahrer von Bonn« kennen, mit dem ich eine kurzweilige Unterhaltung hatte, derweil er mich bis zum Eingang des Hotels chauffierte. An der Rezeption erfuhr ich, dass ich weder als Erster noch als Letzter der Schreibtischtäter eingetroffen war, wie es sich gehört, hatte das Ehepaar Black eine Nasenlänge vor mir eingecheckt. Getroffen habe ich es dann aber erst, nachdem ich mein bescheidenes Gepäck aufs Zimmer gebracht und die Gelegenheit zum Duschen genutzt hatte. »Frisch machen« nennt man das.
Es folgte der Moment, auf den ich schon mit Spannung gewartet hatte: In der Lounge kam es zur denkwürdigen ersten persönlichen Begegnung mit dem Mann, der in die Fußstapfen des allzu früh verstorbenen Hajo F. Breuer getreten ist und diese – ich glaube, das kann man ohne Übertreibung sagen – in beeindruckender Weise ausfüllt. Schon rein körperlich. Hey! Keine Schläge, man muss mich zu Ende sprechen lassen: auch geistig natürlich!
Und wie! Ich sollte im Laufe der Konferenz noch mehrfach Gelegenheit bekommen, einfach nur staunend zu erleben, wie dieser Mann zu einem Schreibroboter erster Güte mutierte, was Jan Gardemanns Vorschlag, sich doch mal des Themas »künstliche Intelligenz« bei REN DHARK anzunehmen, in einem nachdenklich stimmenden Licht erscheinen ließ. Was, wenn Herr Black gar kein Mensch, sondern eine verkappte Hochleistungskreativmaschine ist und wir alle in noch ganz anderer Weise seine Sklaven sind, wie wir das ohnehin schon zu sein glauben …?
(Mal schauen, ob dieser Versuch, den Expokraten zu entlarven, durch die Zensur geht.) (Niemals! Anm. des Chefredakteurs)
Aber zurück ins Foyer, wo ich die große Freude hatte, nicht nur Mr und Mrs Black die Hand zu schütteln, sondern nach und nach auch den Herrn Gardemann und die Frau Morawietz begrüßen zu dürfen.
Nina kannte ich vorher gar nicht, Jan ein kleines bisschen von einer mehr als ein Jahrzehnt zurückliegenden Begebenheit (was für alte Säcke sind wir eigentlich? Mehr als ein Jahrzehnt?!?). Damals suchte ich für die Hardcover-Fortsetzung meiner Gruselserie Vampira noch Co-Autoren, und Jan bewarb sich. Aus mir heute nicht mehr gegenwärtigen Gründen kam eine Zusammenarbeit damals nicht zustande, aber ich denke mal, wir wollten sie uns für ein wahrhaft epochales Projekt wie REN DHARK aufsparen. ;)
Wir beschnupperten uns und zogen uns anschließend in den eigens angemieteten Konferenzraum (siehe oben: Intervallfeld-Isolation etc. pp.) zurück, wo es auch gleich munter zur Sache ging. Mr Black eröffnete und leitete im Weiteren die Tagung souverän, und schon bald flogen die ersten Ideenfragmente wie Lasergewitter durch den Raum.
Den ersten Tag beschlossen wir mit dem guten Gefühl, einen Grundstein gelegt zu haben, auf dem sich aufbauen ließ. Nach einer ruhigen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück ging es an Tag zwei dann richtig zur Sache. Zu Mittag beschränkten wir uns auf ein Süppchen von erlesenem Geschmack (Hülfe, ich kann einfach nicht glaubhaft lügen, hoffentlich merkt’s keiner) und ein paar (wirklich) leckeren Schnittchen, um deren Belag beinahe die ersten Revierkämpfe ausgefochten worden wären, denn plötzlich wollten alle Vegetarier sein. Na gut, dachte ich, umso mehr fällt für mich ab, ich bin da variabel.
Über die unglaublichen Ideen, die zwischen Stärkung und Stärkung ausbaldowert wurden, darf ich leider so gut wie nichts verraten. Wenn, muss das der Cheffe übernehmen, ich finde auch so schon zielsicher meine Fettnäpfe. Aber vielleicht darf ich wenigstens erwähnen, dass von »positiver Aufbruchstimmung« bei den Terranern die Rede war, von geheimnisumwitterten Entitäten, deren Name ein bisschen nach einer Gartenzwergkolonie klingt und einem Raumschiff, wie es bisher in der Serie noch nicht vorkam. Zwischendurch gab es von Herrn Gardemann einen kleinen Exkurs in Sachen Dunkle Materie/Dunkle Energie, was niemand so richtig verstand, aber definitiv Thema irgendwann in den nächsten hundert Büchern werden könnte. Und auch sonst dürfte viel los sein in der guten alten Milchstraße, auf den von Menschen besiedelten Welten, befreundeten Völkern wie den Nogk, weniger wohlgesonnenen wie … Aber ich darf ja nicht zu viel verraten, und ein bisschen Spannung muss ja auch noch für die zu schreibenden Bücher übrigbleiben.
Zum Ausklang des Samstags kredenzte uns der spendierfreudige Expokrat dann noch eine Whiskey-Verköstigung aus eigenen und eigens mitgebrachten Beständen, was die Stimmung noch einmal in ungeahnte Höhen katapultierte und so manchen Anwesenden zu Anekdoten verleitete, von denen nur zu hoffen ist, dass kein Sterbenswort davon das zeitweise doch bedenklich flackernde Intervallum verlassen hat …
Als wir uns an Tag drei dann wieder in die verschiedensten Provinzen Deutschlands verstreuten, hatte BBB (die entlarvte KI) einen gewaltigen Fundus von Einfällen in eine Form gebracht, von der zu hoffen ist, dass die Schreibsklaven sie erstens verstehen, zweitens umsetzen und drittens anschließend nicht vom gestrengen Mastermind um die Ohren gehauen bekommen.
Aber so böse ist Mr Black nicht. Sonst hätte er gewiss schon längst ein viertes B vor seinen bestehenden Initialen.
Mein persönliches Fazit nach dem Bonn-Wochenende: Es war schön, es war produktiv und es darf sich gerne wiederholen!

 
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